(Eemshaven / Niederlande) – Die RWE Generation SE hat die Bau- und Umweltgenehmigung für einen Elektrolyseur in der Nähe seines Kraftwerks „Magnum“ im niederländischen Eemshaven erhalten. Ziel ist die Entwicklung eines Wasserstoffprojekts mit 100 Megawatt Leistung. Das Unternehmen arbeite auch an der Umsetzung eines 50-Megawatt-Elektrolyseurs im nahe gelegenen Kraftwerk Eems, die Förderzusage für 125 Millionen Euro erteilte die niederländische Regierung bereits im April.
Allerdings stünden beide Investitionsentscheidungen noch aus. Eine wichtige Voraussetzung für den Bau sei die rechtzeitige Verfügbarkeit der notwendigen Infrastruktur wie das nationale Wasserstoff-Backbone, „um den grünen Wasserstoff zu den Kunden zu transportieren“.
Das Vorhaben solle dazu beitragen, den in der Nordsee geplanten Windpark „Oranje Wind“ mit 795 Megawatt installierter Leistung in das niederländische Energiesystem zu integrieren. Den Windpark entwickelt RWE zusammen mit dem französischen Energiekonzern Total Energies SE. Die Investitionsentscheidung dafür wurde, wie berichtet, im Juli getroffen. Der Bau soll 2026 beginnen, die vollständige Inbetriebnahme wird für Anfang 2028 erwartet. Der Jahresertrag wird auf drei Terawattstunden prognostiziert.
Für den Offshore-Windpark „Oranje Wind“ wurde mit Vestas ein Vertrag über die Lieferung von 53 Windturbinen der 15-Megawatt-Klasse (V236) und mit SiF ein Vertrag über die Lieferung von 53 Monopile-Fundamenten abgeschlossen. Die Kabel für den Park werden von TKF geliefert. Den Transport und die Installation der Fundamente und Windturbinen übernimmt das Unternehmen Jan de Nul mit seinem Spezialschiff „Les Alizés“ und dem Hubschiff „Voltaire“. Der Netzanschluss erfolgt durch den Netzbetreiber TenneT. Auf See wird der Windpark an das TenneT-eigene Offshore-Umspannwerk angeschlossen. Von dort wird der Strom über Exportkabel zum Hochspannungsumspannwerk an Land in Wijk aan Zee transportiert.
Integration in das Energiesystem
Um die schwankende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sowie eine flexible Stromnachfrage optimal aufeinander abzustimmen, sei die Integration in das niederländische Energiesystem ein wichtiger Bestandteil des „Oranje Wind“-Projekts. Dazu wollen RWE und Total Energies Lösungen zur Systemintegration liefern, darunter Elektrolyseure, intelligente Ladelösungen für Elektrofahrzeuge, E-Boiler zum Heizen und Batteriespeicher.
Total Energies will seinen Anteil an der Stromerzeugung aus diesem Projekt für Elektrolyseure mit einer Leistung von 350 Megawatt einsetzen. Diese sollen jährlich etwa 40.000 Tonnen grünen Wasserstoff für die Dekarbonisierung der Raffinerien des Konzerns in Nordeuropa produzieren.
RWE will als Teil der Systemintegration von „Oranje Wind“ auf dem Gelände seines niederländischen Kraftwerks in Moerdijk ein ultraschnelles Batteriespeichersystem (BESS) errichten, dessen Bau vor wenigen Wochen begonnen hat. Der Speicher mit einer installierten Leistung von 7,5 Megawatt und einer Speicherkapazität von elf Megawattstunden könne mittels hochreaktiver Regeltechnik und Wechselrichtern mit netzbildender Funktion innerhalb von Millisekunden Strom bereitstellen oder aufnehmen, um das Stromnetz zu stabilisieren (Momentanreserve).
In Moerdijk installiert RWE in drei Schiffscontainern verbaute Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP). Das Speichersystem wird an das Hochspannungsnetz angeschlossen. Nach der Inbetriebnahme Ende 2024 wird die Anlage eine zweijährige Pilotphase durchlaufen.
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Das Gaskraftwerk „Magnum“ (1,4 GW) im niederländischen Eemshaven hatte RWE 2022 von Vattenfall übernommen. Die Anlage kann anteilig mit bis zu 30 Prozent Wasserstoff betrieben werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, das Gaskraftwerk vollständig auf Wasserstoff als alleinigen Brennstoff umzustellen. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe zum RWE-Kraftwerk in Eemshaven (1,56 GW), das mit Steinkohle und Biomasse betrieben wird. © Vattenfall