(Palma / Spanien) – Auf Mallorca ist erstmals grüner Wasserstoff in das lokale Erdgasnetz eingespeist worden. Der Energieträger wird mittels Solarstrom produziert – der erste PEM-Elektrolyseur wurde dort Anfang 2022 eingeweiht – und zu einer Übergabestation getrailert. Von dort gelangt er über eine 3,2 Kilometer lange Pipeline zum Einspeisepunkt. Die neu in Betrieb genommene Infrastruktur werde 115.000 Haushalte und 2.000 andere Verbraucher mit einer Mischung aus Erdgas und grünem Wasserstoff versorgen, wodurch 4.000 Tonnen CO2-Emissionen vermieden würden. Der Solarstrom stammt von PV-Anlagen in den Städten Lloseta (8,6 Megawatt installierte Leistung) und Petra (6,5 Megawatt).

Im Beisein von Vertretern aus Politik und Wirtschaft wurde Mitte September die erste Einspeisung von Wasserstoff in das mallorquinische Erdgasnetz gefeiert. Gastgeber war der Geschäftsführer des Betreibers Redexis Fidel López Soria (rechts). © Green Hysland

Eigentümer der Gasnetze ist das spanische Energieinfrastrukturunternehmen Redexis SA. Mit der ersten Einspeisung von grünem Wasserstoff schaffe man ein Modell, „das in anderen Regionen und Ländern Europas nachgeahmt werden kann“, sagt Geschäftsführer Fidel López Soria anlässlich der Einweihung im Beisein von Vertretern aus Politik und Wirtschaft. Redexis ist eigenen Angaben zufolge das erste Unternehmen in Spanien, das vom Ministerium für ökologischen Wandel eine Genehmigung für die Installation eines Systems zur Einspeisung von grünem Wasserstoff in eine seiner Haupttransportleitungen erhalten hat. Das Erdgasnetz auf Mallorca umfasst mehr als 160 Kilometer Leitungen und weitere 1.150 Kilometer dienen als Verteilungsnetze.

Die beiden PV-Anlagen in Lloseta und Petra (links oben) liefern Strom zur Wasserstoffproduktion. Dieser wird auf Mallorca vielfältig genutzt, unter anderem auch in das lokale Gasnetz eingespeist. © Green Hysland

Die neue Pipeline soll in der Anfangsphase jährlich bis zu 190 Tonnen grünen Wasserstoff (6.327 MWh/Jahr) einspeisen, wobei die Möglichkeit besteht, bis zu 575 Tonnen (19.147 MWh/Jahr) zu erreichen. Die Investitionen liegen bei mehr als drei Millionen Euro. Das Projekt ist als „Power to Green Hydrogen Mallorca“ Teil der von der EU geförderten Initiative „Green Hysland“. Diese lege „den Grundstein für technologische Innovationen im Bereich der erneuerbaren Gase“. Im Verlauf würden bis 2025 weitere Möglichkeiten zur Erhöhung des Wasserstoffanteils erforscht. Das derzeitige System erlaube eine Wasserstoffbeimischung von zwei Prozent, doch sei die Infrastruktur darauf vorbereitet, 20 Prozent zu verarbeiten.

Blaupause für andere Inseln

Am Green Hysland-Konsortium sind 30 Unternehmen und Organisationen aus elf Ländern beteiligt, darunter die Energiekonzerne Enagás, Acciona Energía und der Zementhersteller CEMEX, auf dessen Gelände der mallorquinische Wasserstoff produziert wird. Ziel ist es, ein voll funktionsfähiges Wasserstoffsystem zu errichten und die Insel zum ersten H2-Drehkreuz in Südeuropa zu machen.

Bis 2050 will man die H2-Wirtschaft auf den gesamten Balearen voran bringen und eine Blaupause für die Dekarbonisierung von fünf weiteren EU-Inselwirtschaften liefern: Madeira (Portugal), Teneriffa (Spanien), Aran (Irland), Ameland (Niederlande) sowie für griechische Inseln. Darüber hinaus seien auch Projekte in Chile und Marokko vorgesehen.

Regierung erhöht Ausbauziel für Elektrolyseure

Erst am Montag hatte die spanische Regierung das Ausbauziel des Landes für Elektrolyseure erhöht. Demnach solle die Leistung von bisher geplanten elf auf zwölf Gigawatt bis 2030 erhöht werden. Dies berichtet die Nachrichtenagentur „Reuters“ unter Berufung auf einen Entwurf des Energieministeriums, der am Dienstag (nach Redaktonsschluss) vom Kabinett beschlossen werden sollte.

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Schritt in die erneuerbare Energiewirtschaft: Auf der Balearen-Insel Mallorca wurde erstmals grüner Wasserstoff in das Erdgasnetz eingespeist. © Acciona