(Lingen / Deutschland) – Der Energiekonzern RWE hat auf dem Gelände seines Gaskraftwerks Emsland im norddeutschen Lingen Elektrolyseure mit einer Leistung von 14 Megawatt (MW) in Betrieb genommen. Mittels Strom aus erneuerbaren Quellen könnten die Anlagen bis zu 270 Kilogramm grünen Wasserstoff pro Stunde erzeugen.
Die Pilotanlage besteht aus zwei Teilen: einem Alkali-Elektrolyseur von Sunfire mit einer Kapazität von zehn Megawatt und einer 4-MW-Anlage, die von Linde unter Verwendung eines PEM-Elektrolyseurs (PEM: Protonenaustauschmembran) von ITM Power entworfen und gebaut wurde. RWE wolle mit den beiden Elektrolysetechnologien Erfahrungen für künftige Großanlagen im industriellen Maßstab sammeln.
Die Betreibergesellschaft „Nukleus Green H2“, eine Tochter der RWE AG, hatte im September 2023 die Genehmigung zur Errichtung und für den Betrieb von zwei Elektrolyseuren auf dem Gelände erhalten. Die erste 100-Megawatt-Anlage entstehe bereits wenige Meter von der Pilot-Anlage entfernt und soll 2025 in Betrieb gehen. Ein Konsortium aus Industrie und Wissenschaft will im Rahmen des Projekts „GET H2“ ein rund 130 Kilometer langes Leitungsnetz von Lingen bis Gelsenkirchen aufbauen. Mit der Testpipeline sollen Erkenntnisse zum Transport und zur Speicherung von Wasserstoff gesammelt werden, den RWE in Lingen erzeugt. Bis 2027 will man Erzeugungskapazitäten von 300 Megawatt installieren.
Tankstelle ab Mitte 2025
Der mit der Pilotanlage erzeugte Wasserstoff werde im Rahmen eines Testprogramms vor Ort zunächst dem Brennstoff für die Gasturbine des Kraftwerkblocks D beigemischt. Ab Mitte 2025 könnten wasserstoffbetriebene Fahrzeuge dort auch betankt werden. Die Bauarbeiten für eine Tankstelle und eine Abfüllstation für den Wasserstoff seien angelaufen.
„In den nächsten Jahren werden wir die Produktion von grünem Wasserstoff hier am Standort weiter ausbauen, um den industriellen Abnehmern grüne Moleküle zur Verfügung zu stellen“, sagt Markus Krebber, Vorstandsvorsitzender der RWE AG, bei der Inbetriebnahme im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil und dem niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer.
Niedersachsen als Wasserstoffzentrum
Niedersachsen werde „zum Zentrum für Erzeugung, Import, Speicherung, Transport und den Einsatz von Wasserstoff“, sagt Ministerpräsident Stephan Weil. 50 Prozent der von der EU zuletzt genehmigten Produktion von grünem Wasserstoff in Deutschland kämen aus diesem Bundesland. Nun komme es darauf an, die Nachfrage der Industrie anzukurbeln und „die Rahmenbedingungen dafür zu stärken, Strommengen aus erneuerbaren Energien vor den Netzengpässen noch gezielter zu nutzen, statt abzuregeln“.
Die in Betrieb genommene Pilot-Elektrolyse wurde durch das Niedersächsische Umweltministerium mit acht Millionen Euro gefördert. Für den Bau des 300-MW-Elektrolyseurs im Rahmen des Projekts GET H2 Nukleus hat RWE im Juli Förderzusagen vom Bund und vom Land Niedersachsen in Höhe von mehr als 490 Millionen Euro erhalten.
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RWE erzeugt am Kraftwerksstandort Lingen jetzt Wasserstoff. © RWE AG