(Berlin / Deutschland) – Die Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e.V. (FNB Gas) hat bei der Bundesnetzagentur den Antrag für das Wasserstoffkernnetz eingereicht. Dieses verbinde „zentrale Verbrauchs- und Erzeugungsschwerpunkte sowie Speicher und Importzentren schrittweise bis zum Jahr 2032“.

Die Länge liegt bei 9.666 Kilometern. Davon entfallen 802 Kilometer auf Leitungen von 16 weiteren Verteilnetzbetreibern. Rund 60 Prozent der Leitungen würden aus bestehenden Erdgasleitungen auf Wasserstoff umgestellt. Die stündlich potenziell auszuspeisende Energiemenge liege bei 278 Terawattstunden. Die Investitionskosten beziffert der Verband auf 19,7 Milliarden Euro.

Die Fernleitungsnetzbetreiber Gas haben den Bau des Wasserstoffkernnetzes bei der Bundesnetzagentur beantragt. © FNB Gas

„Das Kernnetz löst das Henne-Ei-Problem, indem die Infrastruktur zunächst auf der Basis eines gemeinsam mit der Politik erarbeiteten Szenarios entwickelt wurde“, sagt FNB-Gas-Geschäftsführerin Barbara Fischer. Es lege den Grundstein „für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft“. Die Fernleitungsnetzbetreiber gingen damit in Vorleistung: „Das Kernnetz ist das Angebot an den Markt, es kommt für den Markt und entwickelt sich mit diesem weiter.“ Es sei „der Startpunkt für den Aufbau einer deutschlandweiten Transport-Infrastruktur“, sagt Thomas Gößmann, FNB-Gas-Vorstandsvorsitzender. Im nächsten Schritt gehe es darum, diese weiterzuentwickeln, „um den Wasserstoff auch in die Fläche zu bringen“.

Neben der Anbindung zentraler Industriestandorte seien „die regionale Ausgewogenheit und die Einbettung in die europäische Wasserstoffinfrastruktur wichtige Ziele, die mit dem Kernnetz erreicht werden sollen“, heißt es im Bundeswirtschaftsministerium. Alle Bundesländer würden angebunden. Über Grenzübergangspunkte könne frühzeitig Wasserstoff per Pipeline importiert werden. „Deutschland wird künftig einen Großteil seines Wasserstoffbedarfs über Importe per Pipeline oder Schiff decken.“ Der geografische Fokus der pipelinebasierten Importe liege auf dem Nord- und Ostsee- sowie dem Mittelmeerraum mit möglichen Erzeugungszentren auf der Iberischen Halbinsel und in Nordafrika.

Konsultationen bis August

Die Bundesnetzagentur hat den Angaben zufolge nun gemäß Energiewirtschaftsgesetz (§ 28q Abs. 8 EnWG) zwei Monate lang Zeit für die Prüfung und Genehmigung. Eine zunächst erfolgende zweiwöchige Konsultation von Interessenvertretern sei bis 6. August geplant. Nach der Genehmigung beginne der Bau. Die Inbetriebnahme erster Wasserstoffleitungen könne bereits „im kommenden Jahr“ erfolgen.

Die ebenfalls im EnWG verankerten Regelungen zur Finanzierung des Wasserstoffkernnetzes wurden von der Europäischen Kommission im Juni beihilferechtlich genehmigt. Wie berichtet sollen die Leitungen grundsätzlich vollständig privatwirtschaftlich durch Entgelte der Nutzer bezahlt werden, vergleichbar dem Strom- und Erdgasnetz.

Zur Vereinigung FNB Gas gehören Bayernets GmbH, Ferngas Netzgesellschaft mbH, Fluxys TENP GmbH, Gascade Gastransport GmbH, Gastransport Nord GmbH, Gasunie Deutschland Transport Services GmbH, GRTgaz Deutschland GmbH, Nowega GmbH, Ontras Gastransport GmbH, Open Grid Europe GmbH, Terranets BW GmbH und Thyssengas GmbH. Sie betreiben zusammen ein rund 40.000 Kilometer langes Leitungsnetz.

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Schweißarbeiten an Fernleitungen des FNB-Mitglieds Bayernets / © Bayernets GmbH