(Pittsburgh / USA) – Der Pittsburgh International Airport (PIT) in Pennsylvania will die Nutzung von Wasserstoff zur Herstellung von nachhaltigem Flugkraftstoff (SAF) erproben. Damit wolle man die Dekarbonisierungsziele des Luftfahrtsektors vorantreiben, die Transportkosten senken und die Lieferkette effizienter gestalten.
68.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr
Gemeinsam mit KeyState Energy und dem Erdgasproduzenten CNX Resources Corp. sollen bis zu 68.000 Tonnen Wasserstoff oder bis zu 70 Millionen Gallonen (265 Millionen Liter) SAF pro Jahr produziert werden. Die Anlage werde flexibel auch beide Produkte gleichzeitig mit geringeren, variierenden Einzelmengen herstellen und die Produktion an die jeweilige Nachfrage anpassen können.
KeyState und CNX haben den Angaben zufolge eine Absichtserklärung unterzeichnet, um das etwa 1,5 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) teure Projekt voranzutreiben. In der Entwicklungsphase entstünden voraussichtlich 3.000 direkte Arbeitsplätze. Die beteiligten Unternehmen seien derzeit dabei, die Verwendung von SAF in der Luftfahrtindustrie sowie von Wasserstoff für lokale Schwerlast-Lkw und Gerätschaften sowie für die Stromerzeugung und andere Wirtschaftssektoren zu evaluieren.
Aufgrund von Produktions- und Kostenproblemen mache SAF derzeit weniger als ein Prozent des weltweiten Verbrauchs im kommerziellen Flugverkehr aus. Eine Anlage der vorgeschlagenen Größe und des vorgeschlagenen Umfangs würde genügend alternativen Treibstoff produzieren, um fast den gesamten herkömmlichen Kerosinverbrauch am PIT zu ersetzen – zu einem Preis, der dem von konventionellem „Jet A“-Kerosin entspreche, so das Konsortium.
Studie: SAF-Anlage am PIT machbar
Eine Studie des National Energy Technology Laboratory (NETL) des US-Energieministeriums aus dem Jahr 2021 sei zu dem Ergebnis gekommen, dass der Bau und Betrieb einer SAF-Anlage am PIT technisch machbar sei. Nun wolle man untersuchen, auf welche Weise die dort produzierten Kraftstoffe kosteneffizient zu nahe gelegenen Flughäfen im Nordosten und Mittleren Westen transportiert werden könnten.
Die Unternehmen prüften unter anderem die Nutzung bestehender oder den Bau neuer Pipeline-Infrastrukturen, Lastkähne und die Bahn. Ein erfolgreicher Abschluss der Logistikstudie könnte erhebliche Investitionen auf dem PIT-Gelände nach sich ziehen, wodurch sich die Treibstoffspeicher vor Ort verdoppeln und die Treibstoffversorgung im Falle von Störungen weiter stabilisieren würden.
KeyState fungiert als Projektentwickler und wird zusammen mit seinen Entwicklungspartnern die Finanzierung des Projekts sicherstellen, während CNX die Rohstoffversorgung und andere technische Unterstützung für das Projekt organisiert. Der Flughafenbetreiber selbst biete Beratung und Branchenexpertise.
Steuermittel für Wasserstoff aus Methan
Die Initiatoren des Pittsburgh-Projekts setzen darauf, dass sie zur Finanzierung des Vorhabens Steuermittel aus dem Wasserstoffprogramm der US-Regierung in Form von Steuergutschriften erhielten. Geplant ist die Verwendung von fossilem Methan aus funktionierenden und geschlossenen Kohlebergwerken.
Dessen Erfassung und Verarbeitung erfordere indes „teure Ausrüstung“. Erst die Steuergutschrift mache die Methanabscheidung wirtschaftlich tragfähig, sagt Nicholas DeIuliis, CEO von CNX.
Kritiker: Keine Bundesmittel für fossile Energieträger
Gegner des Vorhabens kritisieren nach Angaben der Nachrichtenagentur „AP“ indes, dass Nutzer von kohlenstoffhaltigem Methan und anderen fossilen Brennstoffen Steuergutschriften aus dem Programm für umweltfreundliche Kraftstoffe der Biden-Administration erhalten wollen. Die Produktion von Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen anstelle der Verwendung kohlenstofffreien Stroms würde den Zweck des gesamten Wasserstoffprogramms untergraben. Julie McNamara von der Union of Concerned Scientists fürchtet laut „AP“, damit würden Hunderte von Milliarden Dollar „in etwas gegossen, das nicht sauber ist und uns nicht in die richtige Richtung bewegt“, so der Artikel.
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Pittsburgh International Airport © Wikimedia CC